Thorens TTA2000

Über diesen Verstärker hatte ich vor Jahren schon mehrmals durchaus positive Kritiken im Internet gelesen, weshalb mein Interesse geweckt war, den Thorens einmal selber zu hören und zu testen. Insbesondere auch, weil es eine einfache Schaltung ist, mit nur wenigen Bauteilen im Signalweg, was ja genau meiner Schaltungsphilosophie von "simple is better" entspricht.

Nach einigen Recherchen im Internet, konnte ich recht zeitnah einen TTA2000 in einem optisch fast neuwertigen Zustand von einem Musik- und Audio-liebhaber erwerben und persönlich abholen. Der Verkäufer gab mir noch den Tipp, den Verstärker frei aufzustellen, da er "unverschämt" heiß würde, was ich aber auch schon vorher in diversen Internet-Berichten gelesen hatte.

 

Zuhause angekommen, betrieb ich den Thorens erst einmal solo, also ohne Vorstufe, bzw. Lautsprecher anzuschließen, um mir einen ersten Eindruck von der Wärmeentwicklung zu machen. Und in der Tat, der Verkäufer hatte nicht übertrieben.

Nach rund einer Stunde war der Verstärker schon extrem heiß geworden. Nach zwei Stunden bekam ich es dann allerdings echt mit der Angst zu tun. Auf dem Gehäuse hätte man, ohne Übertreibung, die berühmten Spiegeleier braten können. Ich schätze mal so um die 70°C waren es locker. Ich habe dann den Thorens ausgeschaltet und nach Abkühlung das Gehäuse geöffnet.

Alle Elkos hatten nur einen Temperaturbereich bis 85°C. Außerdem fiel mir noch negativ auf, dass die Kühlrippen der beiden Kühlkörper nicht mit den Gehäuseschlitzen des Deckels fluchteten, d.h. die Kühlkörper verschlossen die Deckelschlitze.

Dies ist ein absolut grober Konstruktionsfehler!

Nach Analyse der Schaltung und ein wenig Rechenarbeit, kam ich zu dem Ergebnis, dass jeder Kühlkörper rund 25 Watt Verlustleistung in Wärme abführen muss. Dazu kommen noch etwa 15 Watt Verlustleistung des Spannungsstabilisierungs-Transistors, der zur Kühlung einfach auf den Gehäuseboden geschraubt wurde. Zusammen sind das rund 65 Watt Verlustleistung. Kein Wunder also, dass sich der kleine Verstärker in einen "Hochofen" verwandelte.

Man muss sich ernsthaft fragen, was sich die Thorens-Entwicklungsabteilung dabei dachte, diesen Verstärker so auf den Markt zu bringen. Insbesondere auch deshalb, weil mir drei weitere Designfehler aufgefallen sind, die da sind:

 

  1. Der Trimmer R14 (1k) hat nach Datenblatt eine maximale Verlust-leistung von 100mW, "verheizen" muss er aber 120mW. Davon geht der Trimmer nicht direkt kaputt, korrekt dimensioniert ist dies aber auch nicht. Abhilfe schafft der Tausch gegen einen 500R Trimmer. Damit lässt sich die Betriebsspannung immer noch präzise einstellen und die Verlustleistung wird auf rund 75mW reduziert.
  2. Der 680R Widerstand R5 geht dann regelrecht in Flammen auf, wenn die Endtransistoren bei einem Defekt einen Kurzschluss der Basis-Kollektorstrecke aufweisen. Dies ist mir bei einem weiteren TTA 2000 aufgefallen, als ich diesen einige Zeit später von einem Bekannten mit der Bitte um Reparatur überreicht bekam. Bei dem defekten Kanal war der Widerstand und mit ihm ein großer Teil der Platine an dieser Stelle regelrecht verbrannt. Wieso dieser Widerstand nicht hinter die Siche-rung F1 gelegt wurde, kann nur als absolut rätselhaft bezeichnet werden.
  3. Die Einschaltverzögerung arbeitete bei meinen Modellen nicht immer ganz korrekt. Der Grund liegt darin, dass durch die 10V Z-Diode
    "ZPY 10" beim Einschalten über die Basis ein zu geringer Strom fließt, als dass eine stabile Z-Spannung erreicht wird. Somit ist es undefiniert bei welcher Spannung an der Basis des Transistors BC517 dieser durchschaltet und somit das Relais einschaltet. Abhilfe schafft ein zusätzlicher 100k Widerstand, der dafür sorgt, dass beim Einschalten ein ausreichend hoher Strom durch die Z-Diode fließt und sich somit sofort eine stabile Spannung von 10V einstellt.

 

Nun gut, eigentlich ist es recht unverständlich, wie diese nicht vollständig korrekt entwickelte Schaltung so in den Verkauf kommen konnte, aber vielleicht ist der Klang dafür ja umso besser.

Aber dies war leider auch Fehlanzeige ... zumindest meiner Meinung nach.

 

Für den erfolgten mehrtägigen Hörtest wurde der Verstärker ohne Gehäuse-deckel betrieben. Die Wärmeentwicklung blieb somit halbwegs im Rahmen und man konnte den Verstärker nun gefahrlos auch über einen Zeitraum von mehrere Stunden betreiben.

Leider war ich, wie oben schon angedeutet, von den Klangeigenschaften des Thorens doch ein wenig enttäuscht.

Ich gebe hier einfach mal wieder, was ich damals als Notiz niedergeschrieben hatte.

 

"Klanglich ist der Thorens leider doch recht bescheiden.

Fehlende Hochtonauflösung, recht unpräzise und nicht sehr tiefgehende Bass-wiedergabe. Stimmenwiedergabe ist soweit OK, es fehlt aber an der "Aura".

Klang löst sich nicht sonderlich gut von den Lautsprechern.

Alles in allem ist der Verstärker doch etwas enttäuschend.

Er klingt wie hunderte andere Verstärker auch klingen.

Leider nichts Besonderes!"

 

Dies stellt selbstverständlich nur meine ganz persönliche Meinung dar und es gibt mit Sicherheit viele Musikliebhaber, die da ganz anderer Meinung sind. Aber ich persönlich kann dem Thorens klanglich leider nicht viel abgewinnen.

 

Zuerst dachte ich, dass vielleicht die Elkos, aufgrund der sehr hohen Gehäuse-Innentemperatur ausgetrocknet und nicht mehr in Ordnung sind. Aber auch nach Austausch aller Elkos gegen Panasonic "FC" und Nippon Chemicon "KMH" Typen wurde der Klang nicht viel besser. Es klang jetzt durchaus etwas frischer und die Hochtonauflösung wurde besser, aber dennoch war das Ergebnis insgesamt allenfalls befriedigend ... besser leider nicht.

 

Das bescheidene Klangergebnis hat mich insofern verwundert, als dass die Schaltung sehr einfach aufgebaut ist und der Schaltungstopologie der SE-Verstärker durchaus nicht unähnlich ist.

Auch hier treibt der Eingangstransistor direkt den Endtransistor. Die komplette Ausgangsstufe ist, wie auch bei den SE-Verstärkern, als SRPP-Schaltung aufgebaut, hier jedoch mit PNP Darlington-Bipolartransistoren.

Einige gravierende Unterschiede zwischen dem Thorens und der SE-Serie gibt es aber natürlich schon.

Bei den SE-Verstärkern arbeiten ausschließlich MOSFET-Transistoren, die Eingangsstufe ist als Differenzverstärker ausgebildet, es handelt sich um einen anderen Gegenkopplungstyp, es sind keine Elkos im Signalweg, auch nicht in der Gegenkopplung und die SRPP-Schaltung arbeitet durchaus anders. Aber im Großen und Ganzen ähneln sich die Schaltungen schon.

 

Nun, so wie es aussieht, kann mein Leitspruch "simple is better" wohl doch nicht als allgemein gültig angesehen werden.

Schaltplan Thorens TTA2000.pdf
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letzte Änderung

- 23.11.2024 -

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